Hormonfreie Verhütung: Meine gesammelte Erfahrung

Das letzte Mal hormonell verhütet habe ich vor sieben Jahren. Seitdem habe ich mich mit allen Verhütungsmethoden auseinandergesetzt, die ohne Hormone funktionieren.

Kondom und Frauenkondom. Via Reproductive Health Supplies / Unsplash

In meiner Jugend fing ich klassisch mit hormoneller Verhütung an. So richtig gut ging es mir dabei nie: Nicht mit der Mikropille, nicht mit dem Verhütungsring und erst recht nicht mit der Minipille. Als mir meine Cousine vor elf Jahren von symptothermaler Verhütung / NFP erzählte, war ich trotzdem schockiert. Sie war doch erst Anfang 20, wie konnte sie da so fahrlässig riskieren, schwanger zu werden? Kurz gesagt: Ich hatte so ziemlich alle Vorurteile, die es zu NFP gibt. Doch meine Cousine erklärte mir geduldig, dass es sich um eine sichere, von Ärzt*innen entwickelte Methode handelte, bei der man täglich die Aufwachtemperatur und den Zervixschleim analysierte und dadurch fruchtbare und unfruchtbare Tage bestimmen konnte.

Seit drei Jahren wende ich die Methode selbst an und übertreibe nicht, wenn ich sage, dass sie mein Leben verändert hat. Denn neben sicherer Verhütung habe ich extrem viele Kenntnisse zu meinem Körper, meiner Fruchtbarkeit und meiner hormonellen Gesundheit gewonnen. Allerdings kombiniere ich die symptothermale Methode mit weiteren hormonfreien Verhütungsmitteln und habe im Lauf der Jahre alle Optionen außer Kupfer ausprobiert. Im Folgenden erzähle ich, wie es mir persönlich damit ging. Du willst erstmal einen fachlichen Überblick? Dann schau dir gern diesen Beitrag mit Einschätzungen einer Gynäkologin an. 

Kondom

Von allen Verhütungsmitteln habe ich dieses wahrscheinlich am häufigsten angewendet – mit großer Zufriedenheit. Kondome sind nebenwirkungsfrei, bei korrekter Anwendung sicher und schützen meistens vor übertragbaren Infektionen. Trotzdem habe ich immer wieder mitbekommen, dass diese Option bei vielen Menschen nicht besonders beliebt ist –  und sie sich gar nicht damit auseinandersetzen, welches Kondom (zu) ihnen passt. Dabei sind Penisse sehr unterschiedlich in Größe und Sensibilität, manche Personen haben außerdem Allergien oder Empfindlichkeiten auf bestimmte Materialien und Beschichtungen. Zum Glück gibt es genug Angebote für diese diversen Bedürfnisse: Die erhältliche nominale Breite reicht von 47 bis 69 Millimeter, es gibt hauchzarte oder extrastarke Kondome, aus Latex und aus anderen Materialien… Je nach Bedarf auch fair, vegan und mit verschiedenen Gleitbeschichtungen. Klar ist es auch mal ohne Kondom schön, wenn der Gesundheitsstatus geklärt ist und man eine Schwangerschaft anderweitig verhütet. Aber regelrechter Kondomhass rührt meiner Meinung nach eher daher, dass man a) sexistisch ist oder b) noch nicht die passende Marke / Sorte / Größe nutzt.

Symptothermale Methode (NFP nach Sensiplan)

Zwei Jahre nach dem Gespräch mit meiner Cousine bekam ich Lust, NFP selbst auszuprobieren. Ich besorgte mir also das Standardwerk „Natürlich und Sicher - Das Praxisbuch”, ein Thermometer mit zwei Nachkommastellen und druckte mir in der Uni-Bib Zyklusblätter aus. Schon im ersten Zyklus konnte ich meine Temperatur und meinen Zervixschleimverlauf auswerten und dadurch die unfruchtbare Phase nach bestätigtem Eisprung bestimmen. Mein damaliger Freund war allerdings nicht besonders interessiert an dem Vorhaben. Da ich diese Methode in einer Beziehung als Gemeinschaftsprojekt sehe und meine Temperatur im zweiten Zyklus ziemlich zackig verlief, ließ ich das Ganze wieder sein – mit Kondomnutzung fühlten wir uns auch beide wohl. Vor drei Jahren startete ich dann einen zweiten NFP-Anlauf – mit neuem Thermometer, neuem Partner und einer geeigneten App. Denn die digitale Dokumentation liegt mir persönlich einfach besser, als Papierkurven zu zeichnen. Um besonders sicher zu gehen, besuchte ich gemeinsam mit meinem Partner zusätzlich einen Präsenzkurs bei einer zertifizierten NFP-Beraterin. Seitdem sind wir glücklich mit dieser Methode, die mir inzwischen auch zur Gesundheitsbeobachtung, Alltagsplanung und später vielleicht zum Schwangerwerden dient.

Diaphragma

Trotz meiner Traumkombi NFP + Kondome entwickelte ich mit der Zeit ein geradezu wissenschaftliches Interesse an Verhütungsmethoden. Dabei stieß ich auf das Diaphragma, dem der Ruf anhaftet, eine altmodische Methode aus den Achtzigern zu sein. Tatsächlich wurden aber in den letzten Jahren neue, ergonomische Modelle entwickelt, die nicht nur stylish aussehen, sondern auch gut sitzen. Sie werden vor dem Muttermund platziert und von den Scheidenwänden gehalten - seit einigen Jahren ist ein Modell auf dem Markt, das den meisten Menschen mit Vagina passen soll. Auch die Verträglichkeit wurde verbessert: Früher wurden Diaphragmen in Kombination mit spermiziden Gelen angewendet, welche allerdings nicht nur Spermien, sondern auch „gute“ Bakterien der Vaginalflora abtöten. Inzwischen wird aber spermiostatisches (spermienlähmendes) Gel auf Basis von Milch- oder Zitronensäure verwendet. Dieses kann die Flora sogar unterstützen.

Obwohl es, wie gesagt, ein Diaphragma in Einheitsgröße gibt, erhöht es die Sicherheit, das Einsetzen und Anpassen bei einer Fachperson machen zu lassen. In meinem Fall war das eine offene, nette Ärztin bei profamilia. Sie erklärte meinem Partner und mir die Anwendung und war begeistert, dass wir zu zweit gekommen waren, denn: „Der Partner kann mit seinem Finger den Sitz des Diaphragmas manchmal besser überprüfen als die Frau* selbst”. Dadurch gewannen wir eine weitere Verhütungsoption dazu. Doch irgendwie konnte ich mich nicht dazu durchringen, mich ausschließlich auf das Dia zu verlassen. Die Studienlage dazu ist relativ dünn, auch wenn es bei perfekter Anwendung eine Sicherheit von etwa 99 Prozent erreichen soll. Man kann es allerdings auch mit Kondomen oder Coitus Interruptus kombinieren. Letztere Technik gilt zwar nicht als Verhütungsmethode und sollte nicht allein angewendet werden, doch bei vorhandenem Schutz, wie hier durch das Diaphragma, kann man Coitus Interruptus zusätzlich praktizieren, wenn man sich damit wohler fühlt. 

Frauenkondom / Femidom

Das Frauenkondom kannte ich seit Beginn meiner Zwanziger vom Hörensagen, als mir ein Kumpel erzählte, dass er gegenüber Männerkondomen bevorzugte. Ich selbst testete es erst viele Jahre später, nachdem ich es als Goodie beim International Family Planning Congress in Kigali geschenkt bekam. Das Femidom, so ein weiterer Name für diese Methode, wird statt über den Penis in die Vagina geschoben. Es ist schlauchartig und hat zwei Ringe: Einen platziert man vor die Zervix (Muttermund); der äußere Ring wird über die Vulvalippen gelegt. Eines spontanen Tages probierten mein Mann und ich es aus und waren mäßig begeistert. Ich spürte weniger als mit einem Männerkondom und auch mein Mann fand das Feeling mit „klassischem” Kondom angenehmer. Aber, wie gesagt, die Meinungen variieren - siehe mein Kumpel.

Fazit: Wie ich jetzt verhüte

Die symptothermale Methode ist für mich ein richtiger Lebensstil geworden. Neben Temperaturmessung und Zervixschleimbeobachtung nutze ich aktuell auch noch LH-Tests, um einen weiteren Parameter abzugleichen - dies aber nicht zur Verhütung, sondern aus persönlichem Interesse und zur Zyklusbeobachtung. Während der fruchtbaren Phase greifen wir meistens auf Kondome oder non-PiV-Sex (kein Penis-in-Vagina) zurück. Schließlich ist Kreativität nicht nur bei der Wahl der Verhütungsmittel, sondern auch bei den Sexpraktiken ganz hilfreich. Über die letzte verbleibende hormonfreie Methode, nämlich Kupfer in Form von Spirale, Kette oder Ball, habe ich mich zwar informiert, sie aber letztlich nicht ausprobiert. Auch wenn sie eine interessante Alternative bietet, die jahrelang wirkt, ohne, dass man an sie denken muss, lohnt es sich für mich persönlich nicht, potenzielle Nebenwirkungen wie verstärkte Menstruationsbeschwerden zu riskieren. Schließlich habe ich schon meine individuelle Verhütungsweise gefunden, mit der ich mich sicher und zufrieden fühle.

Welche Methode findest du interessant? Ich freue mich auf deine Meinung.

Foto: Reproductive Health Supplies / Unsplash

Zurück
Zurück

Warum ich keine Menstruationstasse benutzen kann

Weiter
Weiter

Selbstliebe statt Regelschmerzen: Eine Zyklusgeschichte