Selbstliebe statt Regelschmerzen: Eine Zyklusgeschichte

Liebe Leser*innen, ich freue mich, euch heute den ersten Gastbeitrag präsentieren zu können! Der folgende Text stammt von Aureliana, die auf Deviante Pfade unter anderem über Sexualität und Zyklus bloggt. Für CHICA CON CICLO beschreibt sie, wie sie nach starken Menstruationsbeschwerden und langer Pilleneinnahme zum Einklang mit ihrem natürlichen Zyklus fand.

Nach starken Menstruationsschmerzen hat Aureliana es geschafft, ihren Zyklus und ihre Periode angenehm zu gestalten.


Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich in einer Zyklusphase, die ich als Frühlingsphase bezeichne. Es ist die Phase nach der Menstruation und vor dem Eisprung. Es gibt auch einen biologisch-wissenschaftlichen Namen dafür, aber ich kann mit diesen abstrakten Begriffen wenig anfangen. Die Unterteilung meines Zyklus in Jahreszeiten (Winter für Menstruation, Sommer für die Tage rund um den Eisprung, Frühling und Herbst für die Zwischenphasen) ermöglicht mir eine konkrete Vorstellung, mit der ich mich verbunden fühle.

Energie, Rastlosigkeit und Offenheit – total normal in meinem Frühling

Bei mir zeichnet sich die Frühlingsphase dadurch aus, dass ich viel Energie habe, vor allem auch sexuelle Energie. Mein Kopfkino kann sehr schnell ins Rollen kommen und ich reagiere sensibel auf kleinste Trigger. Da ich coronabedingt gerade niemanden in der Intensität treffen kann, die ich mir wünsche, versuche ich, die sexuelle Energie anders auszuleben – ich befriedige mich selbst, mache viel Sport und lasse mir in der Arbeit auch mal ein paar Aufgaben mehr geben. Idealerweise bin ich damit abends müde genug, um gut einschlafen zu können. Mit dem Einschlafen habe ich während der Frühlingsphase nämlich manchmal Probleme, weil sich meine Gedanken total verlieren. Erdung, zum Beispiel mit entsprechenden Yoga-Übungen, hilft ein bisschen. Und ansonsten gar nicht so ausführlich darüber nachzudenken, welche tollen sexuellen Abenteuer ich zusammen mit anderen Menschen erleben könnte ;-)

Schmerzhafte Anfänge

Ich bin sehr froh, dass ich mittlerweile dieses Gespür für meinen Zyklus entwickelt habe und weiß, in welcher Phase ich stehe. Viele Jahre habe ich unangenehme Erfahrungen mit starken Menstruationsschmerzen gemacht und dann lange die Pille genommen. Vor mittlerweile einem Jahr habe ich die Pille wieder abgesetzt, weil mir das Buch Wild Power Lust und Mut gemacht hatte, es noch einmal mit einem natürlichen Zyklus zu probieren. Natürlich hatte ich auch Angst, dass es so schlimm werden würde wie früher, als mich die Regelschmerzen mehrere Stunden lang außer Gefecht setzten. Das hat sich zum Glück nicht wiederholt. Was meiner Meinung nach am meisten zur Besserung beigetragen hat, war, dass ich meinem Zyklus Raum gegeben habe – auch und gerade im Hinblick auf meinen Terminkalender. Ich habe bei meiner ersten neu einsetzenden Menstruation alle Termine kurzfristig abgesagt und mich einen Tag lang aufs heimische Sofa gelegt und abgewartet, was passiert. Wirklich passiert ist dann wenig – ich war etwas groggy und neben der Spur, aber jegliche Schmerzen waren im gut bewältigbaren Bereich. Mittlerweile versuche ich immer noch, mir viel Zeit für mich zu nehmen, aber komme mit sanften Aktivitäten und Lieblingsmenschen um mich herum gut klar. Es darf nur nicht stressig werden, weil ich es gefühlstechnisch dann so empfinde, dass ich und mein Körper wichtiger sind als irgendwelche doofen To-Do-Listen und Erledigungen. Außerdem habe ich mit Bauch einreiben mit Thymianöl, Selbstbefriedigung und einigen weiteren Experimenten gute Erfahrungen gemacht, die sich hier nachlesen lassen.

Ich liebe meine Periodenunterwäsche!

Eine neue Erfahrung, von der ich sehr gern enthusiastisch berichte, ist das Tragen von Periodenunterwäsche. In meiner Jugend gab es viel weniger Möglichkeiten, mit dem Menstruationsblut umzugehen, als heute bzw. sie waren weniger zugänglich. Daher kannte ich genau zwei: Tampons und Binden. Binden hatten – zumindest bei mir – immer das Problem, dass sie je nach Schnitt des Höschens mal besser und mal schlechter gepasst haben. Im blödesten Fall ging was daneben, im besseren Fall hatte ich das Bedürfnis, dran herumzuzupfen. Irgendwann bin ich dann auf Tampons umgestiegen, was das ganze Unterfangen zumindest blutfleckenfrei gemacht hat. Richtig warm wurde ich mit den Tampons allerdings nie, denn bequem waren die auch nicht. Gerade beim Tamponwechsel ist es ja so, dass frau* den alten Tampon rauszieht und gleich darauf den neuen einsetzt. D.h. es ist alles trocken und entsprechend unbequem fand ich das Einsetzen. Mir fiel es auch immer ein bisschen schwer, die Stelle zu finden, wo der Tampon denn idealerweise bleiben sollte.

Dank vieler toller neuer Erfindungen und Vermarktungen der letzten Jahre habe ich vor etwa einem Jahr Periodenunterwäsche ausprobiert und bin immer noch restlos begeistert. Periodenunterwäsche sind Höschen, die das Blut direkt aufsaugen. Nach dem Tragen wäscht frau* sie kurz mit kaltem Wasser aus und danach kommen sie in die Waschmaschine. Sie halten – abhängig von Marke und Modell – mehrere Tamponladungen Blut aus, so dass frau* sie nicht ständig wechseln muss. Ich für meinen Teil mag sie aus mehreren Gründen sehr gern: Erstens mag ich es, wenn mein Blut frei fließen kann. Mit dieser Unterwäsche geht nichts daneben, selbst wenn ich Yoga mache. Zweitens sind die Höschen bequem und gucken nach außen hin total normal aus. Außerdem finde sie auch aus ökologischen Aspekten großartig, weil ich sie wiederverwenden kann. Zugegeben, es ist ungewohnt, weil frau* ihr Blut tatsächlich sieht und – beim Auswaschen – auch spürt. Aber bei mir ist es gedanklich mittlerweile so, dass ich meinen Zyklus und mein Frau-sein* sehr schätze und insofern auch mein Periodenblut nicht eklig finde. Es ist ein Teil von mir.

Wissen ist Macht

Ich bin sowieso immer wieder beeindruckt, wie viel Wissen ich aus meinem Zyklus ziehen kann. Wenn ich beispielsweise Stimmungshochs oder -tiefs habe oder mich kränklich fühle, kann ich mittlerweile sehr gut einschätzen, ob es vom Zyklus kommt und ich mir Sorgen machen sollte oder nicht. Als ich kürzlich kurz vor meiner Periode stand, riesigen Hunger hatte und total erschöpft war, war sofort klar, dass es reicht, wenn ich mir ein paar ruhige Tage mit viel Zeit für mich nehme. Was mir dabei hilft, ist, meinen Zyklus zu tracken. Auch wenn ich sonst ein sehr digital veranlagter Mensch bin, mache ich das derzeit analog auf Papier: Als es darum ging, eine Zyklus-App auszuwählen, waren gerade mehrere Berichte über gravierende Datenschutz-Lecks oder weiterverkaufte Daten bei Zyklus-Apps erschienen. Außerdem stört es mich, dass viele Apps darauf ausgelegt sind, die Verhütung oder Planung einer Schwangerschaft zu unterstützen. Dabei geht es mir beim Aufzeichnen erst einmal darum, ein Gefühl für meinen Zyklus zu bekommen. Meine fruchtbaren Tage sind mir vom Schwangerschafts- wie vom Verhütungsaspekt her in meiner derzeitigen Lebensphase gleichermaßen egal.

Aber meine Haltung zu Zyklus-Apps ist noch nicht endgültig und ich lasse mich bestimmt überzeugen, wenn es doch eine gute App geben sollte, die ich bislang nicht kenne. Denn ich bin immer noch neugierig – ich habe seit fast einem Jahr wieder einen Zyklus und es ist in manchen Aspekten immer noch neu, aufregend und ungewohnt. Meine Länge hat sich nach anfänglichen Problemen nach dem Absetzen der östrogenfreien Minipille beispielsweise gut eingependelt, aber es gibt immer wieder Veränderungen in den einzelnen Phasen oder auch neue Erkenntnisse, wenn ich mich mit Freund*innen unterhalte. Eine meiner Freundinnen liebt es beispielsweise, sich sportlich zu bestätigen, wenn sie ihre Menstruation bekommt – für mich eine Horrorvorstellung! Trotzdem hilft es, nicht zu vergessen, wie unterschiedlich Frauen* ihren Zyklus wahrnehmen und erleben können. Auf jeden Fall bin ich stolz, dass ich mir diesen Teil meiner Selbst zurückerobert habe, und finde es wichtig und gut, wenn wir alle mehr darüber reden unser Wissen teilen.


Danke, Aureliana, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast! Was hilft euch am besten gegen Regelschmerzen? Schreibt es gern in die Kommentare.


Foto: Aline de Nadai / Unsplash

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Ist Zyklusbeobachtung zu kompliziert, um zuverlässig zu sein?